Wenn ein Pudel deinen Weg kreuzt, dann nimm dich in Acht,
er könnte dein Herz schon in der Tasche haben.

Oft habe ich mir die alte Beschreibung durchgelesen über Marleys Charakter und irgendwie stimmt auch alles, aber nunja, es war doch sehr viel Geschwafel dabei.                     

Nun, nach einigen Seminaren und steigenden Ansprüchen an meine Hunde, aber auch an mich, kann ich Marley doch etwas differenzierter beschreiben.  Mein Pü ist ein Sensibelchen, der nicht nur auf meine Stimmungen sehr stark reagiert, sondern allgemein auch auf die Atmosphäre. Dabei zeigt er jedoch in Prüfungen bessere Nerven als ich. Er hasst es etwas falsch zu machen und die Clickrate muss dementsprechend hoch sein, sonst sinkt die Motivation und seine Sicherheit sehr stark.  Andere Menschen werden immer angenehmer und Menschen, die er kennt oder kennenlernt, waren ja noch nie ein Problem, ebensowenig Menschen, die uns einfach nur auf dem Spaziergang begegnen. Anders sieht es jedoch aus, wenn ihn Fremde plötzlich streicheln wollen oder ihn bedrängen, dann zeigt er Angstverhalten. Aber daran arbeiten wir und da er sehr schnell lernt, wird es täglich besser. Oftmals habe ich jedoch Angst, dass ich ihn mit meinen Ansprüchen überfordere und zuviel Druck aufbaue, hier muss ich schauen, dass ich mich zurücknehme, denn sonst klappt gar nichts mehr. Dabei arbeitet er so gerne mit mir und es macht ihm auch Spaß, aber wir sind halt beide ziemlich schnell gefrustet, wenn etwas nicht klappt. Da muss ich an mir arbeiten, dass er das nicht merkt. Denn eins ist klar, wenn der Pudel nicht will, dann will er nicht. Egal, ob er den Sinn darin jetzt nicht erkennt oder er sich aus Unsicherheit verweigert. Da nützen auch keine Leckerlies oder Spielis.

Spielen mit einem Ball findet er auch immer wieder toll, da merkt man jedoch auch, wann er sich in bekannter Umgebung befindet und wann nicht. Er spielt wesentlich freier und wilder, wenn wir zu Hause oder auf dem Spaziergang spielen als auf fremden Hundeplätzen. Aber es ist ja schon ein Fortschritt, dass er überhaupt auf fremden PLätzen spielt & durch das Ute-Seminar bin ich sehr optimistisch das auch weiter auszubauen und meinem netten Hund klar machen zu können, dass er mir ruhig das Spielzeug klauen darf und das völlig in Ordnung ist.

Power hat mein Kleiner jedenfalls ohne Ende und ohne regelmäßige Clickereinheiten, die uns beiden sehr viel Spaß machen, geht gar nichts. Da ich ihn von Anfang an viel frei geclickert habe, machen wir auch heute viel "sinnlosen Blödsinn". ;) Dieser sorgt jedoch dafür, dass Pudel freier wird und Selbstvertrauen tankt. Und gelaufen und getobt wird entweder mit Satch, mit mir oder mit anderen Hunden  ohne Ende auf unseren Spaziergängen. Er ist also alles andere als ein Omahund. ;)

Insgesamt ist es nicht leicht mit einem Hund, der sehr schnell lernt und verknüpft, sodass man manchmal gar nicht erkennt, was er überhaupt miteinander verknüpft. So können sich natürlich auch negative Verhaltensweisen gut einschleichen, da er zusätzlich auch extrem sensibel ist.

Wie oft stehe ich auf dem Hundeplatz und denke, er kann das, warum zeigt er es nicht?? Er hat Power, warum zeigt er sie nicht??? Mach ich das Richtige? Soll ich wirklich weiter mit ihm Turniere gehen oder ist es zu viel? Soll ich überhaupt weiter Sport mit ihm machen? Und dann kommen wieder viele und tolle Lichtblicke und ich sehe meinen strahlenden Pudel über die Hindernisse flitzen oder schaue in sein freudiges Gesicht beim Fußgehen.

Für andere haben wir mit dem Aufstieg in die A3 und einem Sehr Gut in der Obedience Klasse 2 nicht sonderlich viel erreicht.

Für uns war es sehr harte Arbeit. Arbeit an & mit dem Pü, aber vor allen Dingen Arbeit an mir. Sich einzugestehen, dass er eben nicht so ist wie der triebgeile Border oder der coole Terrier, aber auch Trainer zu finden, die das sehen und darauf eingehen können & wollen. Mit der Erkenntnis, dass gerade so sensible Hunde selten auf Knopfdruck bereitstehen.

Er ist, wie er ist. Im Alltag war er schon immer mein Seelen - und Wunschhund. Er ist sehr aktiv, neugierig und der beste Kuschelpü der Welt. Im Sport arbeiten wir noch daran ein perfektes Team zu werden und ich denke, wir sind auf einem sehr guten Weg. Selbst den schweren Beißunfall vom letzten Jahr haben wir gut weggesteckt. Wobei ich oft denke, dass er mir noch mehr in den Knochen steckt als Marley. Bis jetzt jedenfalls haben wir, für uns, viel erreicht: Mit Spaß, auch ein wenig Stress & Frust, Geduld, Vertrauen und immer mit dem Versuch meinen Pü besser zu verstehen, sein Verhalten nachzuvollziehen und daran zu arbeiten mit dem richtigen Maß, was gar nicht so einfach ist, denn zwischen zu überschwänglich und zu weich sein,  ist es ein schmaler Grad. Letztendlich aber vor allen Dingen mit einer guten Bindung und, es klingt kitischig, Liebe. Mal schauen, wohin unser Weg uns noch führt....

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Marley im Oktober 2011

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